Wir handeln gemeinsam für ein nachhaltiges Zusammenleben
Bericht von der zweiten digitalen Regionalkonferenz für Bildung für nachhaltige Entwicklung in Schleswig-Holstein.
Mittwoch, 17.3.2021, 14 -17:30 Uhr, am Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium in Lübeck und vor allem online.
Von Caren Westermann, Kreisfachberaterin für BNE in Lübeck
Diese Konferenz fand digital im Netz und vor Ort unter strengsten Hygieneregeln statt: nach dem erfolgreichen Corona-Negativtest war für alle Mitglieder des vielköpfigen Konferenzteams vor Ort weiterhin Maskenpflicht angesagt.
Nach dem Konferenzstart vor Ort und digital um 14.00 Uhr kam ganz bald die Keynote-Speech: „Die Global Goals im Blick – zum nachhaltigen Handeln bewegen“, von Teresa von Bogen (1. Vorsitzende des Landesverbands der Deutschen Schulgeographen Schleswig-Holstein e.V.). Überzeugend sprach sie Kopf, Herz und Hand der ca. 190 Teilnehmenden an, indem sie Bezüge zum Unterrichtsalltag aufzeigte und zum Handeln vor Ort anregte. In der anschließenden Fragerunde wurden Schwerpunkte der Bildung für nachhaltige Entwicklung thematisiert und leiteten zu sechs arbeitsteiligen Workshops über. Vor Ort in der Schule nahmen wegen der Pandemie-Situation keine Lerngruppen teil, allerdings waren in allen Workshops Schülerinnen und Schüler aus Lübeck in leitender Form aktiv, einer der Workshops (Nr. 1) wurde sogar ausschließlich von Schülerinnen geleitet.
Die Teilnehmenden an der Konferenz verteilten sich recht gleichmäßig auf die sechs angebotenen Workshops.
Kurze Berichte aus den Workshops
Workshop 1: „Nachhaltig schlemmen – der vegane Kochworksop“, Leitung: Ann Löhndorf und Hannah Lienau, Schülerinnen des Jacob-Burckhardt-Gymnasiums
Dieser Workshop fand in der Küche des Ringstedtenhofs in Lübeck statt, einem NUN-zertifizierten außerschulischen Lernort. Hier wurde live vegan gekocht, die Teilnehmenden konnten selbst zu Hause mitkochen, weil lange vor dem Workshop eine Zutatenliste veröffentlicht worden war, eine Reihe von Teilnehmenden hat das auch tatsächlich gemacht. Die beabsichtigte Inspiration für eine vegane Ernährungsweise stieß schon im Vorfeld auf großes Interesse bei den Teilnehmenden, die Rückmeldungen waren sehr positiv.
Workshop 2: ”Nicht verschwenden – wiederverwenden! – der Upcycling-Workshop“, Leitung: Steffi Just, gemeinsam mit SuS der UNESCO-AG des Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasiums
Hier wurden viele Möglichkeiten gezeigt, wie aus vermeintlichem Müll neue Dinge entstehen können, über die gezeigten Beispiele, die eingesetzten Verfahren und deren Anwendungsmöglichkeiten wurde lebhaft unter den Teilnehmenden diskutiert.
Per Power-Point wurde das fachgerechte Pflanzen gezeigt. Dann wurde der Apfelbaum gepflanzt, ganz real auf dem CaJuBa-Schulhof, vor laufender Digitalkamera, live übertragen an die zahlreichen digitalen Workshopteilnehmenden. Hauptakteure waren die vier SchülerInnen, die zwei Baumpfähle per Ramme in den Schotterboden trieben, einen halben Kubikmeter Pflanzerde bewegten und nach etwa 40 Minuten den „Holsteiner Cox“ unter Anleitung wässerten. Alles kinderleicht, wenn die Veredlungsstelle des Apfelbaums in richtiger Höhe platziert und der erforderliche Pflanzschnitt erfolgt ist.
Über all das fand ein intensiver Austausch mit den digital Teilnehmenden statt. Es gab am Ende nur zufriedene Gesichter über diesen ersten „digitalen Klima-Baum“ in Schleswig-Holstein, womöglich eine bundesweite Premiere?
Workshop 4: „Reallabor Wald: Totholz – alles andere als tot!“ Leitung: Nils Andersen, gemeinsam mit SuS des Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasiums
Dieser Workshop fand in einem Waldstück statt, das herumliegende Totholz wurde eingehend untersucht, besprochen, ökologisch eingeordnet; das alles wurde per Videokonferenz mit den digital Teilnehmenden diskutiert. Nebenbei bekamen die Teilnehmenden stimmungsvolle Live-Eindrücke aus dem Vorfrühjahr in einem Wald bei Lübeck.
Workshop 5: “Volle Kraft voraus – Fair Trade“, Leitung: Martina Böttger, Lehrerin am Johanneum in Lübeck, mit zwei SuS
In diesem Workshop ging es um das Einrichten einer Fair-Trade-Schule, das Lübecker Johanneum ist seit Dezember 2017 eine anerkannte Fair-Trade-Schule, hier wurden Beispiele und Wege gezeigt und mit den Teilnehmenden diskutiert, wie auch andere Schulen zu einer Fair-Trade-Schule werden können.
Workshop 6: „Wir fördern Vielfalt – Insektenwiesen in Schleswig-Holstein“, Leitung: ein dreiköpfiges Team um Dr. Katrin Schöps (IPN)
Hier entstand eine sehr effektive und inhaltlich tiefe Zusammenarbeit, es wurden der Aufbau neuer Insektenwiesen und Vernetzungen an zumindest einer Schule erfolgreich in Gang gebracht. Teilnehmende Schulen waren aufgefordert, im Vorfeld Bilder und Konzepte für die Anlage eigener Insektenwiesen einzureichen, auf der Basis einer Analyse des Leitungsteams wurde im Workshop eine konkrete Beratung durchgeführt, die auf andere Schulen übertragbar ist.
Die gastgebende Schule, das Carl-Jacob-Burckhardt-Gymnasium, die Kreisfachberaterin für BNE in Lübeck, Caren Westermann und die Landeskoordination Bildung für nachhaltige Entwicklung im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schleswig-Holstein, Martin Jarrath, haben diese Regionalkonferenz geplant und andere Lübecker Schulen (u.a. Johanneum, Ernestinenschule), einen außerschulischen Lernort (den NUN-zertifizierten Ringstedtenhof) und das IPN in Kiel mit einbezogen. Dadurch entstanden sehr nahbare, methodisch gut ausgearbeitete, stimmungsvolle digitale Workshops, die anregend und motivierend für die von außen Teilnehmenden waren.
Die Workshopdauer und das Format der Konferenz wurde von den Teilnehmenden sehr gut angenommen und als sehr stimmig beschrieben. Dies zeigte sich auch bei den Antworten der am Schluss gestellten Evaluationsfragen: Mehr als drei Viertel der Teilnehmenden gaben an, dass sie in der Konferenz etwas gelernt haben, nur 4 % fanden, dass das nicht der Fall ist. Drei Viertel der Teilnehmenden fanden, dass sie Ideen bekommen haben, wie sie wirksam werden können, 90 % haben vor, an ihrer eigenen Schule etwas im Sinne von BNE zu unternehmen.
Dies sind für eine Digitalkonferenz, die ohne das motivierende physische Beisammensein vor Ort auskommen muss, sehr gute Werte.
Teilnehmende lobten die hohe Qualität der Konferenz, die professionelle Durchführung in sehr angenehmer Atmosphäre, die sehr passende, sehr gut vorgetragene Keynote-Speech und die sehr guten, für schulische Arbeit sehr relevanten, spannenden Workshops, mit spannenden Bildern vor Ort und anregenden Diskussionen unter den sehr verschiedenartigen Teilnehmenden.